Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen zu Cookies erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung
<< Zurück zur Liste

70 Jahre Bombenabwurf über Buchholz

erschienen am 13.02.2015

 Auszug aus der Chronik der Feuerwehr Buchholz

 

In den Jahren 1944/45 wurden die Kriegseinwirkungen immer größer. Durch anglo-amerikanische Bomberverbände wurden viele Städte angegriffen. Es wurden Spreng- und Brandbomben abgeworfen wodurch ganze Stadtviertel vernichtet wurden bzw. ganze Häuserzeilen ausbrannten.

Zu den Löscharbeiten z.B. in Chemnitz wurden freiwillige Feuerwehren aus weit entfernten Gebieten herangezogen. So befand sich die Freiwillige Feuerwehr Buchholz mehrmals mit dem schweren Löschgruppenfahrzeug LF 15 in Chemnitz zu Einsätzen.

So auch in der Nacht vom 14. zum 15. Februar 1945.

In Buchholz war nur noch eine Gruppe vorhanden, die mit dem Mannschafts- und Transportwagen mit Siegerin ausgerüstet war. Es war befehlsmäßig angeordnet, dass sich bei Fliegeralarm die Mitglieder der Wehr am Gerätehaus einzufinden hatten, um bei einem eventuellen Angriff schnell zur Verfügung zu stehen.

Bei dem gegen 20:00 Uhr am 14. Februar 1945 ausgelösten Fliegeralarm, trafen sich die im Ort noch vorhandenen Wehrkameraden am Gerätehaus.

Bei diesem Alarm fielen Bomben auf Ehrenfriedersdorf, wo es zu größeren Bränden kam.

 

Der in Buchholz für die Feuerwehr Verantwortliche in dieser Nacht, Hauptwachtmeister Willy Weber, musste nach dem Alarm beim Bürgermeister erscheinen und bekam den Befehl, mit den im Ort vorhandenen Kräften und Mitteln nach Ehrenfriedersdorf auszurücken und dort Löschhilfe zu leisten.

Dieser Befehl wurde verweigert. Die Begründung dazu, dass sich bereits das schwere Löschfahrzeug in Chemnitz zum Einsatz ist, wurde nicht akzeptiert.

Dem Verantwortlichen wurde wegen Befehlsverweigerung strengste Bestrafung nach Kriegsrecht angedroht, er wurde sofort in Gewahrsam genommen.

Um 22:00 Uhr schrillten erneut die Sirenen. Bomber näherten sich unserer Stadt und warfen Spreng- und Brandbomben ab.

Innerhalb weniger Minuten standen die Häuserzeilen der Marktstraße, Münzgasse, Kirchgasse, Schlettauer Straße, Neugasse, Brüdergasse, Wohnhäuser und Fabriken an der Karlsbader Straße und Bergstraße, die Schulturnhalle mit Gerätehaus der Feuerwehr, die Post und die Katharinenkirche in Flammen.

Durch Sprengbomben wurden die Lötschvilla an der Königstraße völlig zerstört und die Bewohner unter den Trümmern begraben. Die Nachbargebäude wurden so stark beschädigt, dass sie nicht mehr bewohnbar waren.

In unmittelbarer Nähe des Melzergutes, Dörfler Weg 1, schlug eine Sprengbombe ein und beschädigte das Gebäude stark.

Stabbrandbomben mit Sprengsalz in unzähliger Menge verursachten kleinere Brände, die jedoch durch beherztes Verhalten und schnelles Eingreifen der Bewohner schnell gelöscht werden konnten.

Die Befehlsverweigerung war ein Glück für die Stadt, denn nun war es erforderlich, dass Buchholz Löschhilfe bekommt. Aus der Nachbarschaft kamen die Wehren mit ihrer Technik zu Hilfe und es konnte somit ein wirkungsvoller Einsatz vorgenommen werden, um vor allen Dingen die weitere Ausbreitung der Brände zu verhindern.

Schwerpunktmäßig erfolgte der Einsatz an den brennenden Häuserzeilen wie an der Karlsbader Straße 22 und der oberen Friedrich Straße, sowie im Bereich der Neugasse.

Von den bei der Wohnraumzählung im Jahre 1942 in Buchholz vorhanden gewesenen 3090 Wohnungen, wurden in dieser Unglücksnacht

Insgesamt 731 Wohnungen, fast ein Viertel des Wohnungsbestandes waren in Mitleidenschaft gezogen.

In kalter Wintersnacht wurden hunderte Bürger unsere Stadt obdachlos und ihre gesamte Habe, sowie das persönliche Eigentum wurde eine Beute des Feuers.

 

Die Bilanz dieser Nacht:

Insgesamt wurden 580 Gebäude bei diesem Angriff getroffen. Die meisten Gebäude mit Dach-, Decken, Wandputzschäden sowie Risse im Gebäude und viele Tür- und Fensterschäden. 20400 Fensterscheiben mit etwa 10000 m² Verglasung waren zerstört und setzten Leben und Gesundheit bei einem großen Teil der Bevölkerung aufs Spiel.

In dieser Nacht waren es in der Mehrzahl die Frauen, die der Freiwilligen Feuerwehr angehörten, die den Flammen zu Leibe rückten und mit viel Mut und Beherztheit die weitere Ausbreitung des Feuers verhinderten.

Löschhilfe, neben den Kräften der Feuerwehr, kam auch von vielen Bürgern der Stadt selbst die aktiv mitwirkten, die Brände zu löschen.

 

Ab diesem Tage besaß die Freiwillige Feuerwehr Buchholz kein Gerätehaus mehr. Das Dach über dem Gerätehaus war abgebrannt. Der Boden der Turnhalle war durch die Einwirkung des Feuers so stark beschädigt, so dass Wasser in das Gerätehaus eindrang.

Die Löschfahrzeuge und sämtliche Lösch- und Rettungsgeräte mussten umgelagert werden. Diese Geräte wurden in einer Turnhalle auf dem Schießhausplatz untergebracht.

 

Es begann eine schwere Zeit für die Buchholzer Feuerwehr. Durch die Einwirkung des zerstörten Gerätehauses, fiel der Mannschafts- und Transportwagen völlig aus. Eine Reparatur war zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Der Wehr stand nur noch das schwere Löschgruppenfahrzeug zur Verfügung. Von der Stadtverwaltung wurde der Wehr das Güllefahrzeug zur Verfügung gestellt.

Dieses Fahrzeug wurde von den Kameraden der Wehr scherzhaft „Oma“ genannt. Mit diesem Fahrzeug rückte die Wehr zu vielen Einsätzen aus.

Nachdem 8.Mai 1945, dem Tag der Beendigung des unseeligen 2. Weltkrieges, galt es, dass die Feuerwehr Buchholz am Leben erhalten bleibt, neue Mitglieder gewonnen wurden, die aktiv an einem Neuaufbau der Wehr mitwirkten.

 

 



geschrieben von: 0